Fünf Fragen an: Markus Egermann vom IÖR

Fünf Fragen an: Markus Egermann vom IÖR

Fünf Fragen an: Markus Egermann vom IÖR

Unter dem Titel „Fünf Fragen an…“ veröffentlichen wir Interviews mit den Projektpartnern der Zukunftsstadt Dresden. Wir haben sie zu ihrer Motivation befragt und wollten wissen, warum sie Zeit und Raum zur Verfügung stellen und bei dem Projekt mitmachen.

Den Anfang unserer Fragerunde macht Dr. Markus Egermann vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) Dresden.

Zukunftsstadt-Dresden.de: Wie unterstützen Sie das Projekt Zukunftsstadt?
Dr. Markus Egermann: Wir haben an dem Beitrag der Stadt Dresden mitgewirkt, der sich im Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gegen 167 Beiträge aus ganz Deutschland durchgesetzt hat und sind im Rahmen des Zukunftsstadtteams beratend tätig.
Ganz konkret haben wir bei der Umsetzung der Dresdner „Zukunftsbahn“ mitgewirkt. Bei der Aktion in zwei Dresdner Straßenbahnlinien haben wir gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern über 700 Ideen für Dresdens Zukunft gesammelt. Außerdem haben wir in Kooperation mit dem „Gartennetzwerk Dresden“ und dem Stadtverband „Dresdner Gartenfreunde“ einen der vielen „Visionierungs-Workshops“ durchgeführt, bei dem wir verschiedene Visionen für eine nachhaltige Nutzung von städtischen Räumen und Flächen erarbeitet haben.

Zukunftsstadt-Dresden.de: Warum sind Sie als Partner beim Projekt Zukunftsstadt dabei?
Egermann: Wir forschen im IÖR hier in Dresden seit über 20 Jahren zum Thema „Nachhaltigkeit“ in der Stadtentwicklung. Im Projekt Zukunftsstadt soll nun eine Vision für ein nachhaltiges Dresden entstehen. Was liegt also näher, als sich für mehr Nachhaltigkeit hier in Dresden direkt zu engagieren, wie wir das auch zuvor schon oft getan haben?
Das Besondere an dem Projekt ist aus meiner Sicht die Betonung der „gemeinsamen Verantwortung“ und damit verbunden die Rolle der Zivilgesellschaft als (Voran-)Treiber eines Wandels zu mehr Nachhaltigkeit. Die Vision soll keine Wunschliste der Bevölkerung werden, die dann von Stadtpolitik und -verwaltung geplant und umgesetzt wird. Das ist meines Erachtens weder wünschenswert noch fair. Stattdessen soll die Vision zunächst gemeinsam erarbeitet und dann auch gemeinschaftlich umgesetzt werden. Es gibt heute schon jede Menge zivilgesellschaftliche Initiativen in Dresden, die einen starken Beitrag zu einem nachhaltigen Dresden leisten, denen aber gelegentlich noch (zu) wenig Beachtung geschenkt wird. Ich hoffe, mit diesem Zukunftsstadtprozess ändert sich das ein wenig.

Zukunftsstadt-Dresden.de: Was versprechen Sie sich davon?
Egermann: Vor allem hoffe ich, dass durch den Zukunftsstadtprozess neue Brücken zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gebaut werden. Ich wünsche mir, dass aus dieser gemeinsamen Anstrengung eine Vision entsteht, hinter der sich möglichst viele Dresdner Bürgerinnen und Bürger versammeln können, die dann auch Lust und Spaß daran haben, die Vision aktiv umzusetzen.

Zukunftsstadt-Dresden.de: Warum sind Visionen so wichtig?
Egermann: Visionen zeigen auf, wofür es sich lohnt, sich anzustrengen. Sie dienen als Richtschnur für das eigene Handeln. Sie bringen Menschen zusammen. Sie helfen, sich aus dem Klein-Klein des Alltags zu lösen und den Blick für das Wesentliche zu schärfen. Kurz: Visionen sind durch nichts zu ersetzen.

Zukunftsstadt-Dresden.de: Was ist Ihre Vision für Dresden 2030+?
Egermann: Nun, hier könnte man jetzt viele Dinge anführen, die mir persönlich wichtig wären, wie etwa eine fahrradfreundlich(er)e Stadt oder ein Dresden, das weitestgehend ohne fossile Rohstoffe auskommt und trotzdem so viel Lebensqualität bietet wie heute.
Meine Vision wäre aber ein breiter gesellschaftlicher Konsens darüber, dass eine nachhaltig(er)e Lebensweise ein lohnenswertes Ziel und es auf lange Sicht auch keine Alternative gibt. Warum ist mir dieser Konsens so wichtig? Die Dresdner sind dafür bekannt und haben schon mehrfach bewiesen, dass sie sich – wenn man ihre Köpfe und ihre Herzen erobert – engagieren und außergewöhnliche Dinge leisten können. Zuletzt wieder, um ein Beispiel zu nennen, als die größte Blockfahne in einem Fußballstadion außerhalb Südamerikas selber genäht, finanziert und mit Hilfe von 30.000 Dresdnern enthüllt wurde. Auch hier stand eine Vision am Anfang, die dann allein durch das Engagement vieler Dresdnerinnen und Dresdner Wirklichkeit wurde und noch mehr begeistert hat. Wenn es gelänge, eine solche Kraft auch für das Thema Nachhaltigkeit zu entwickeln, dann würden sich viele andere Fragen von ganz alleine klären.

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