Nachhaltige Stadtentwicklung: „Das Suchen nach Visionen funktioniert in vielen Städten ähnlich“
Im Rosenwerk in Dresden funktionierte das Visionieren gestern Abend (4.11.2015) auf jeden Fall ganz gut. Etwa 30 Leute nahmen am Workshop „Open City Dresden: digital und selbstgemacht“ teil. Auch wir von der Redaktion Zukunftsstadt waren dabei, begleitet von der Frage: Was treibt die Menschen hier an? Warum machen sie bei dem Workshop zur nachhaltigen Stadtentwicklung mit?
Nach einer kleinen Vorstellungsrunde kommen wir schnell mit Laura Bruns aus Zürich ins Gespräch. Sie hat das Buch „Stadt selber machen“ geschrieben hat und zusammen mit zwei Leuten das Projekt nextzürich ins Leben gerufen – eine Plattform, auf der Bürger ihre Ideen und Wünsche zur zukünftigen Stadtentwicklung loswerden können. Laura Bruns stellt fest:
„Das Suchen nach Visionen funktioniert in vielen Städten ähnlich. Die Menschen nehmen Probleme in ihrer Stadt wahr und leiten daraus ihre Wünsche ab. Was mich aber besonders interessiert, wie läuft der Workshop hier in Dresden ab? Wie nehmen die Leute das Angebot an und warum sind eigentlich nicht mehr Leute hier, wenn sie schon die Möglichkeit haben, ihre Visionen direkt bei der Stadtverwaltung abzuliefern?“
Zumindest die ersten beiden Fragen kann Laura Bruns im Laufe des Abends für sich beantworten, denn Norbert Rost, Projektkoordinator der Zukunftsstadt Dresden, übernimmt das Zepter und erläutert das weitere Vorgehen. Jeder Teilnehmer sollte Themen vorschlagen, die ihm wichtig sind. Wenn das erledigt ist, grenzen alle gemeinsam diese Themen so lange ein, bis nur die übrig sind, die auch wirklich weiter gedacht werden wollen.
Von anfänglicher Zurückhaltung ist keine Spur. Schnell stellt sich heraus, dass es mehr Themen gibt, als Leute im Raum sind.
Der Diskussionsbedarf ist groß und trotzdem müssen sich die Teilnehmer einigen, welche Ideen das Zeug zur Vision haben. Am Ende bleiben drei übrig:
Freiräume und Partizipation
Barrierefreier Netz- und Wissenszugang
Ressourcennutzung in der Stadt und Raum und Zeit für Eigenproduktion
Und ehe wir uns versehen, verteilen sich die Kleingruppen und diskutieren los.
Jessy Hoffmann visioniert zum Thema Freiräume und Partizipation. Sie ist trotz Schnupfen aus Münster angereist, wo sie in der Gemeinschafts- und Nachhaltigkeitsforschung arbeitet. Ihr Ziel: Zivilgesellschaft und Wissenschaft miteinander verknüpfen. Sie findet die Open-Space-Methode spannend und meint:
„Ich bin hier, weil ich weiß, dass ich mit meinen Gedanken und Visionen nicht alleine bin. Ich kann sie mit anderen teilen und entwickeln, Netzwerke aufbauen und genau das tun, wofür ich einstehe.“
Ähnlich sehen das auch die Jungs aus der Gruppe „Barrierefreier Netz- und Wissenszugang“. Sie sprechen über den Informationsaustausch der Zukunft, Vernetzung und Verkehr. Sie wollen eine lokale Plattform schaffen, mit Informationen, die Dresden betreffen. Am besten gekoppelt an einen Veranstaltungskalender, den Fahrplan der DVB und einem Stadtplan. Ziel ist es auch, die Angebote, die es bereits gibt, anzuzapfen und zu kombinieren. Verknüpfung von Teilsystemen lautet die Devise. Dabei immer im Fokus: der regionale Gedanke. Gerd erklärt:
„Ich bin heute hier, weil ich nur so etwas verändern kann. Wer nicht mitmacht, darf sich auch nicht beschweren, dass man ihn nicht wahr nimmt.“
Wir lauschen bei Gruppe Nummer 3. Sie planen die Förderung von Eigenproduktion (Lebensmittel, Dienstleistungen). Sie wollen Menschen zusammen bringen, Stadtteile wiederbeleben, Kieze stärken und nicht nur die zentralen Konsumtempel. Ihr Ziel ist es, Treffpunkte/ Magnete in den Vierteln zu schaffen, die Händler und Bewohner gleichermaßen anziehen.
Was bleibt?
Tausend Gedanken und Ideen zu einer Vision zu bündeln, ist kein Zuckerschlecken. Worüber sich aber alle einig sind – sie wollen ihre Chance nutzen, sich zu beteiligen und Bilder der Zukunft sammeln, die tatsächlich real werden könnten.
Unsere Essenz des Abends: Visionieren ist anstrengend, macht aber auch Spaß!
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