Dresden 2030: Schule ist was für Freiwillige!

Dresden 2030: Schule ist was für Freiwillige!

Dresden 2030: Schule ist was für Freiwillige!

Mehr Eigenverantwortung, Mut für Experimente, Homeschooling oder ein Schulfach namens Lebenspraxis – die Ideen sprudelten nur so heraus aus den etwa 35 Teilnehmern des Zukunftsstadt-Workshops „Nachhaltig gebildet“. Wir waren gestern (21.1.2016) dabei, als sie in der Evangelischen Hochschule ihre Visionen aufs Papier brachten.

Wie hätten wir’s denn gern?
Nach einer kurzen Einführung durch Norbert Rost, Projektkoordinator der Zukunftsstadt Dresden, ging es auch schon los. Die Themen, die die Teilnehmer bewegten, waren bunt gemischt. Schnell wird klar – hier wird erstmal alles gesagt und erdacht. Es geht um die Entwicklung von Visionen, nicht um die Umsetzung. Alle Ideen werden notiert und erst im zweiten Schritt, Schwerpunkte gefiltert und Gruppen gebildet. Unter all den Vorschlägen haben fünf den Teilnehmern besonders gefallen:

Die TOP 5-Visionshitliste

  • Abschaffung der Schulpflicht
  • Städtisches Bafög für (Erwachsen-)Bildung
  • Informatikunterricht ab Klasse 2
  • Das Schulfach Lebenspraxis mit Inhalten zu Steuern und Versicherungen
  • Städtische Lernzentren als Orte für den Austausch, wo Jeder von Jedem lernen kann und will

Als es schließlich in die Gruppen und ans Zeichnen der Visionen geht, sprechen wir mit Karla Kirschke und wollen wissen, warum sie am Workshop teilnimmt. Die 29-Jährige ist parlamentarische Beraterin im Wissenschafts- und Kulturausschuss des Landtages und verrät:

Ich bin zum ersten Mal bei einem Zukunftstadt-Workshop dabei und gespannt, was mich erwartet. Ich möchte in erster Linie erfahren, was den Leuten wichtig ist und ihre Ideen in den Landtag mitnehmen. Manche Dinge lassen sich ja nur auf Landesebende lösen. Bisher bin ich ganz überrascht, wie schnell die Teilnehmer ins Gespräch kommen und sich austauschen – von diesen Veranstaltungen wünsche ich mir mehr.

Der Gruppe in der Karla Kirschke sitzt, geht es um die Abschaffung der Schulpflicht. Sie möchten, dass auch andere Lernmodelle erlaubt sind, die nicht zwangsläufig an den Ort Schule gebunden sind. Die Teilnehmer sehen Lernen eher als Aufgabe der Gemeinschaft. Ihre Vision: Kinder lernen von ihrer Umgebung und jeder bringt sich mit seinen Fähigkeiten und Talenten als Lehrer ein. Spannende Vorstellung.

Spannend ist es auch für Janna Solbrig. Sie ist extra für den Workshop aus Bochum angereist – allerdings aus beruflichen Gründen. Die 26-Jährige arbeitet für ein Marktforschungsinstitut, das die Begleitforschung für das BMWF übernommen hat und bereits ähnliche Veranstaltungen des Zukunftsstadt-Wettbewerbes besucht.

Sie stellt fest: Das Open-Space-Format in Dresden ist ziemlich interessant. Dadurch ist alles sehr offen, die Leute tauschen sich aus und sind völlig ungezwungen. Dafür ist es allerdings schwierig irgendwann mal zum Ergebnis zu kommen. Ich kenne andere Methoden, die thematisch mehr gelenkt wurden. Da gab es an jedem Tisch Moderatoren – es hat alles seine Vor- und Nachteile.

Nach mehr als zwei Stunden Diskussion haben dann aber doch alle Gruppen ein fertiges Bild vor sich. Die Ideen vom Beginn des Workshops haben sich zu konkreten Visionen gemausert. Zwei davon, möchten wir Ihnen noch kurz vorstellen.

„Die Stadt ist die Schule“

Unter dem Motto: „Die Stadt ist die Schule“ plädieren die Teilnehmer für andere Lernmodelle und -orte sowie für mehr Eigenverantwortung der Schüler. Die Betriebe sollen sich öffnen und praxisnahes Lernen zu ermöglichen und die Schüler sollten mehr in die Gestaltung ihrer Umgebung einbezogen werden, Grünflächen bearbeiten und öffentliche Gebäude mitgestalten. Die Idee dahinter? Der persönlichen Bezug zum Umfeld wird stärker und das führt automatisch zu mehr Wertschätzung und weniger Vandalismus.

„Denkfreibildung“

Die Vision der Gruppe „Denkfreibildung“ meint die Freiheit der Schüler über Lernmethoden und teilweise auch Inhalte selbst zu entscheiden. Bei aktuellen Themen mit politischer oder gesellschaftlicher Relevanz sollten die Schüler genug Freiraum haben darüber im Unterricht zu debattieren. Lehrer und Schüler entscheiden demokratisch, welche Inhalte sie wie bearbeiten.

Unser Aha-Effekt?

Das Thema Bildung scheint sehr viele Menschen wirklich zu berühren – es gab niemanden, der keine Idee mitgebracht hat. Aber besonders bei so vielen Ideen ist es gar nicht so leicht, sie in einer Vision zu verbildlichen.

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