Wir feiern ein Festival der Dunkelheit
Gestern (28.1.2016) war es mal wieder so weit – ein Visionierungsworkshop stand an und wir waren dabei. Das Thema: „Stadt im Fluss: Resilientes Dresden“. Diesmal waren wir zu Gast im Erich Kästner Museum, beziehungsweise ein Stockwerk höher im Literaturbüro der Villa Augustin. Das Besondere an diesem Abend waren die zwei Impulsvorträge, die die etwa 20 Teilnehmer thematisch einstimmten. So sprach Architekt und Hausherr Ruairi O’Brien über Lichtverschmutzung und seine Idee Mensch und Licht wieder in Einklang zu bringen und Landschaftsarchitektin Yvonne Kleine über Resilienz – die Fähigkeit von Menschen und Städten nach Krisen weiterzumachen. An guten Ideen mangelte es auch den Besuchern des Workshops nicht. Gregor Scholtyssek, der Moderator des Abends, sammelte alle Vorschläge ein, dann ging es auch schon an die Arbeit in drei Kleingruppen.
Die Elbe als Kulturraum
Die erste Gruppe befasste sich mit dem Thema „Die Elbe als Kulturraum – Leben in der Flusslandschaft“. Ihre Vision war die Elbe als Erlebnisraum, als eigenen Stadtteil zu begreifen. Dafür soll bis 2030 und darüber hinaus eine Art Perlenstruktur an den Uferseiten entstehen mit besuchenswerten Orten.
Jaqueline Muth erklärt:
Wir stellenuns die Flusslandschaft als kollektiven Raum vor, mit einem See in der Flutrinne, schwimmenden Gärten, einer Flusssauna und Streuobstwiesen. Unser Ziel ist es auch, den Elbraum so vor Verbauung zu schützen und ihn als Kultur- und Naturraum zu verstehen.
Arndt, ebenfalls Teilnehmer des Workshops fügt hinzu:
Wir brauchen dann natürlich auch ein Ortsamt Elbe mit einem eigenen Ortsamtsleiter. Die Bürokratie hält ja bekanntlich vieles am Leben – im Zweifel auch die Elbauen.
Re-Darkness: Licht aus in Dresden
Das zweifelsfrei streitbarste Thema brachte Ruairi O’Brien höchstselbst aufs Tapet: „Re-Darkness“. Seine Vision für Dresden 2030 ist es, die Dunkelheit zurück in die Stadt zu bringen. Alte Gebäude, wie die Elbschlösser oder die Hofkirche sollten, seiner Meinung nach, nicht mehr angestrahlt werden. Die moderne Architektur in der Stadt darf leuchten – sie ist dafür konzipiert worden aber die moderne Architektur muss der alten auch ihren Raum lassen. Künstliche Strahler entsprechen nicht dem Charakter dieser Gebäude und führen außerdem zu enormer Lichtverschmutzung. Es wäre also Zeit, dass wir einen Test starten in Dresden und vielleicht demnächst mal ein Festival der Dunkelheit feiern.
O’Brien erklärt:
Die Dunkelheit würde der Stadt ihre Magie zurückgeben und phantasievolle Räume öffnen. Wir würden plötzlich ganz andere Dinge sehen, die Silhouette der Stadt und die Elbe viel intensiver erleben.
Von diesen ästhetischen Aspekten abgesehen, brächte es auch eine Energieersparnis mit sich. Wobei O’Brien ohnehin glaubt, dass eben diese Ersparnis, die zum Teil bereits durch den Wechsel zu LED-Leuchten erreicht wurde, zu einer Maßlosigkeit führt. Als Beispiel führt er die grelle Beleuchtung der Waldschlösschenbrücke oder die Lasershow am Hochhaus der Verkehrsbetriebe an, wo man allabendlich tanzende Äpfel oder Eisschnellläufer bestaunen kann…wenn man das denn möchte.
Das rechte Maß
Die dritte Gruppe befasste sich mit dem Thema: „Das rechte Maß und Dresden als Ankunftsstadt“. Ihre Vision ist es, dass das Zusammenleben in Dresden durch eine Kultur der Bescheidenheit gepärgt ist. Es sollte bei der Bebauung eine gesunde Balance zwischen Verdichtung und Freiraum geben. Der Vorschlag: Ein Wettbewerb um den kleinsten ökologischen Fußabdruck.
Unser Aha-Effekt?
Der Abend war besonders, da die Teilnehmer sich auf nur drei Gruppen verteilten. Die Themen waren dadurch breiter aufgestellt als es bei anderen Workshops der Fall war. Trotzdem haben alle klare Ziele formuliert – das hat uns beeindruckt.
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