Dresden 2030: Mehr Mut, weniger Angst
Gestern (4.2.2016) waren wir von der Redaktion „Zukunftsstadt Dresden“ beim vorerst letzten Visionierungsworkshop dabei. Norbert Rost, Projektkoordinator der Zukunftsstadt hatte alle interessierten Dresdner in die Technischen Sammlungen eingeladen und etwa 40 Personen sind gekommen – immerhin ein kleiner Rekord. Vielleicht lag es daran, dass sich die gestrige Veranstaltung ein wenig von den anderen abhob.
Impulsgeber
Zu Beginn führten drei Impulsvorträge die Teilnehmer ein in das Thema: „Wie wollen wir zusammen leben?“ Den Anfang machte Dr. Hussein Jinah, Vorsitzender des Integrations- und Ausländerbeirates. Nach einer kurzen Vorstellung seiner Arbeit erklärte er dem Publikum im Kinosaal der Technischen Sammlungen, was den verschiedenen Migrantenvereinen in Dresden wichtig ist. Als wichtige Scharnierfunktion zwischen Migranten, Stadt und Einheimischen möchten sie Kooperationspartner sein und wollen, dass gemeinsame Integration gelingen kann.
Hussein Jinah erklärt:
Viele Vorurteile entstehen durch Nicht-Wissen und Nicht-Begegnen und diese Vorurteile möchten wir abbauen helfen.
Als nächstens betrat Florian Frisch vom Max-Planck-Institut die Bühne. Er ließ uns teilhaben an den Erfahrungen, die das Institut mit der Integration von internationalen Fachkräften gemacht hat und formuliert daraus Ziele für die Stadt Dresden, wie:
- mehr Welcome-Center in der Stadt
- mehr internationale Schulen
- Ausbau von Nah- und Fernverkehr oder
- Englisch als Sprache in Behörden.
Spätestens an letzter Stelle ging leises Gelächter durch den Saal – aber bis 2030 ist ja noch etwas Zeit, da kann so mancher noch eine Sprache lernen.
Den abschließenden Impuls brachte Gabriele Feyler, aus dem Bereich Diversity Management der TU Dresden. Sie sprach allerdings als Vertreterin von „Dresden für Alle„, wo sie Geflüchteten hilft, in Dresden anzukommen. Ihr geht es um die Bedürfnisse der Engagierten und Geflüchteten – um:
- Förderung,
- Unterstützung,
- weniger bürokratische Hürden und
- eine bessere Vernetzung untereinander und mit der Stadt
Auf die Visionen, fertig, los!
Nach all dem Input und einer kleinen Pause, ging es für alle ins Dachcafé zum Workshop. Während alle in ihren Gruppen über ihren Visionen brüteten, sprachen wir mit Johanna Kreis. Sie ist Praktikantin bei Kristina Winkler, der Integrations- und Ausländerbeauftragten der Stadt.
Zu ihren Erwartungen an den Abend sagt sie:
Das ist mein erster Visionierungsworkshop und ich bin froh, hier zu sein. Ich wünsche mir für Dresden 2030 einen niedrigschwelligen Zugang zu Engagement in der eigenen Stadt. Dass es leichter wird, gemeinsam große Ideen umzusetzen.
Auch Heike Lutoschka vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Dresden, ist zum ersten Mal bei einem Workshop dabei und neugierig, wie sich der Abend entwickelt.
Auf die Frage, ob der Workshop denn bisher ihren Erwartungen entspricht, erklärt sie:
Ja, absolut. Meine Gruppe und ich haben das Ziel, dass alle Dresdner sich hinter einer großen Idee versammeln und die Welt verbessern und ich bin überrascht, wie schnell alle ins Thema finden. Mich verblüfft aber gleichzeitig, wie schwer es tatsächlich ist, eine gemeinsame Gruppenvision zu entwickeln hinter der dann auch alle stehen – die Idee auf den Punkt zu bringen. Dazu gehört eine Menge Überzeugungskraft.
Die Visionen im kurzen Überblick
Das Prototypenzentrum für die Welt: Alle Dresdner stehen hinter einen großen Idee und bündeln ihre Talente und Fähigkeiten in einem Haus der Kompetenzen. Somit sind sie imstande städtische Aufgaben zu lösen, wie nachhaltige Ernährung oder die Energieversorgung und im zweiten Schritt exportieren sie ihre Lösungen in die ganze Welt.
Mitgestaltbare Lebensräume: Es gibt keine anonymen Nachbarschaften mehr. Institutionen vernetzen sich mit Cafés, Händlern und Bewohnern an bestimmten Plätzen, unterhalten sich, erarbeiten Konzepte und gestalten ihre Lebensräume gemeinsam nach ihren Bedürfnissen.
Dresden schafft Partizipation: Bürger, Medien, Verwaltung und Politikgreifen 2030 mehr ineinander. Das Ehrenamt wird gestärkt und wertgeschätzt, ersetzt aber keine staatlichen Strukturen.
Viele Milieus sind eine Stadtgesellschaft: 2030 steht das Wohnen im Mittelpunkt, wobei der private Wohnraum kleiner und der öffentliche Begegnungsraum größer wird. Es gibt viele anregende Orte in der Stadt, wo Austausch stattfindet. Die Stadtverwaltung ist ein freundlicher Dienstleister und immer da, wenn Hilfe nötig ist.
Hightech und savoir vivre: 2030 hat in Dresden ein Mentalitätswechsel stattgefunden. Familie, Natur, der Stolz auf die Stadt und ihre Geschichte sind Werte, die bleiben, sich aber stärker öffnen. Die technologische Basis soll sich stärker entwickeln. Neue Firmen entstehen, die der Natur aber dennoch ihre Räume lassen.
Inklusives Gründerzentrum: Das inklusive Gründerzentrum bündelt Wünsche, Ideen, Talente und die Interessen aller Dresdner, die aktiv werden wollen. Es ist ein Ort, wo Probleme abgeglichen und Kontakte und Ressourcen ergänzt werden. Daraus ergeben sich Lösungen und erwachsen neue Projekte.
Unser Aha-Effekt
Diesmal hat uns die große Teilnehmerzahl beeindruckt. Die Teilnehmer sind dennoch sehr schnell ins Gespräch gekommen und hatten trotz unterschiedlicher Hintergründe keine Schwierigkeiten, gemeinsame Themen zu finden. Es ist immer wieder überraschend, wie viele Menschen es in Dresden gibt, die sich ohnehin schon Gedanken über die Zukunft ihrer Stadt machen und Visionen entwickeln.
Wie es jetzt weiter geht
Das Projekt Zukunftsstadt geht nun in die letzte Phase. In über 20 Workshops sind mehr als 50 Visionsblätter entstanden. Über den Ergebnissen brütet derzeit der Projektkoordinator Norbert Rost gemeinsam mit den Wissensarchitekten der TU. Sie entwickeln daraus eine übergeordnete Vision, die dann beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eingereicht wird, in der Hoffnung, dass das Projekt Zukunftsstadt eine Zukunft hat. Davon unabhängig wird es eine große Abschlussveranstaltung geben. Alle News dazu und zu den gesammelten Visions-Werken, erfahren Sie hier im Blog!
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