Wie arbeiten wir 2030+? – Ein Interview mit Julian von Gebhardi
Wie arbeiten wir 2030+? Mit dieser spannenden Frage haben wir uns an das Team vom Coworking Space Collab&Couch gerichtet. Geschäftsführer Julian von Gebhardi beschäftigt sich seit etwa zwei Jahren mit alternativen Arbeitsplätzen, fern von Büro oder Home-Office. Er hat Collab&Couch zusammen mit Pierre Herzer gegründet nachdem er selbst lange erfolglos nach einem geeigneten Arbeitsplatz suchte. Für #DDZu2030 hat sich Julian von Gebhardi Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet:
#DDZu2030: Welche gravierenden Entwicklungen könnte es in der Dresdner Arbeitswelt bis 2030 und danach geben?
Julian von Gebhardi: Schon jetzt ist die Arbeitswelt von Arbeitnehmern in Aufbruchstimmung. Das startete mit Gleitzeit und endet heute mit Homeoffice. In 10 bis 20 Jahren ist anzunehmen, dass 50 bis 80 Prozent der Arbeitnehmer in Konzernen und großen mittelständigen Unternehmen einem ortsunabhängigen Arbeitsalltag nachgehen.
Weiterhin wird die interne Kommunikation in Unternehmen weitaus effektiver sein. Schon heute lassen größere Firmen sogenannte “Intranets” für die interne Kommunikation entwickeln. Diese kann man sich wie soziale Netzwerke vorstellen. Allerdings sind diese auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber begrenzt.
Das Stichwort ist Hierarchie. Im Zuge der Generation Y wird im Jahr 2030 ein weitaus größerer Teil von Arbeitgebern existieren, der sehr flache Arbeits-Hierarchien aufweist.
#DDZu2030: Welche Arbeitszeitmodelle werden typisch sein?
Julian von Gebhardi: Heute ist die fast allgegenwärtige Gleitarbeitszeit die größte Veränderung gegenüber der Vergangenheit.
Die Arbeitszeitmodelle von morgen sind noch flexibler und haben in vielen Fällen einen anderen Fokus. In Zukunft liegt dieser weniger auf Zeit und vielmehr auf dem Ergebnis. Somit ist es in Zukunft vielen Arbeitnehmern selbst überlassen, ob Sie das gewünschte Ergebnis per 70-Stunden-Woche erreichen und eine Woche frei machen oder lieber zwei Wochen daran arbeiten.
#DDZu2030: Wo werden die Menschen vorrangig arbeiten?
Julian von Gebhardi: Dort wo Sie möchten. Ausgenommen ortsabhängige Berufe wird es hier die größten Veränderungen geben. Beispielhaft haben wir in unserem Coworking Space mehrere Arbeitnehmer arbeiten, wo der Arbeitgeber die Kosten übernimmt. Schon jetzt überlassen viele Arbeitgeber dem Arbeitnehmer die Wahl des Arbeitsortes.
Trotzdem werden die Menschen nur zu einem kleinen Teil von zuhause aus arbeiten. Aus meiner Erfahrung ist die örtliche Trennung von privatem Alltag und Arbeit für die meisten Menschen notwendig. Dies ist auch der Grund warum “Coworking” in den letzten 20 Jahren so stark an Beliebtheit gewonnen hat.
#DDZu2030: Ist Kinderbetreuung im Büro eine wirkliche Option?
Julian von Gebhardi: Davon bin ich überzeugt. Schon jetzt haben wir Anfragen von Coworkern, die eine interne Kinderbetreuung vorziehen würden. Natürlich darf man hier, wie auch im Kindergarten, nicht auf Fachkräfte verzichten.
#DDZu2030: Was wünschen sich Berufstätige schon heute und was davon wird in Zukunft selbstverständlich sein?
Julian von Gebhardi: Berufstätige wünschen sich noch mehr Flexibilität, eine angenehme und offene Arbeitskultur und eine geeignete Arbeits-Infrastruktur – d.h. der Arbeitgeber sollte sich um Sportangebote, gesunde Ernährung, Kinderbetreuung kümmern. Die heutige “Generation Y” hat hier besonders hohe Anforderungen. Weiterhin wünschen sich Arbeitnehmer, dass Ihre Leistungen geschätzt werden und Sie frühzeitig Verantwortung übernehmen dürfen. Dies ist zumindest meine subjektive Beobachtung.
#DDZu2030: Verraten Sie uns Ihre allgemeinen Zukunftsvisionen für Dresden 2030?
Julian von Gebhardi: Derzeit sind Städte wie Berlin, Hamburg oder München in Bezug auf die neue Arbeitswelt unserer Stadt voraus. Doch denke ich, dass Dresden im Aufbruch ist. Eine große Rolle spielt hierbei die Kreativraum-Wirtschaft. In den letzten Jahren wurden hier große Projekte umgesetzt und auch in Zukunft folgen weitere wie z.B. Kreativ-Raum Kraftwerk Mitte.
Dresden wird 2030 “eine Liga höher spielen” und wie Berlin und andere Städte, neue Maßstäbe in der Arbeitswelt setzen.
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