Das war die Zukunftskonferenz beim Dresdner Bürgerforum
Der Straßen in die Zukunftsstadt sind oft verschlungen und manchmal steinig. Doch am 26. August wurde auf dem Weg dorthin ein neuer Meilenstein gesetzt. Mit der Zukunftskonferenz im neu gestalteten Kulturpalast und im Rahmen des Dresdner Bürgerforums wurden im Herzen Dresdens der aktuelle Stand von rund 90 Projekten vorgestellt und neue Synergien sowie Kooperationen zwischen engagierten Bürgerinnen und Bürgern geschaffen.
Alles ganz einfach?
Tatsächlich ist die Frage, wie wir im Dresden des Jahres 2030 zusammenleben wollen, eine einfache. Jede Einwohnerin und jeder Einwohner hat sicherlich eine Vorstellung davon, wie das eigene Leben oder das der Kinder, Bekannten und Verwandten im Elbflorenz aussehen könnte. Die einzelnen Zukunftsideen sind gesetzt und wurden für die Zukunftskonferenz in einem umfangreichen Katalog gesammelt. Doch welche Schritte müssen unternommen werden, um die gesteckten Ziele zu erreichen? Wo sind Kooperationen sinnvoll? Und überhaupt: Wie geht das alles zusammen – Engagement, eigene Vorstellungen, Kompromisse? Vorrangig mit einer motivierten Bürgerschaft, die im Kulturpalast zum Dialog zusammenkam.
Nach einleitenden Grußworten des Oberbürgermeisters Hilbert und Referenten der Stadtverwaltung gab es eine kleine Stärkung und im Anschluss den „Tagesauftrag“ durch Norbert Rost, Projektleiter der Zukunftsstadt: Zwei Stunden Zeit hatten die Teilnehmer, um im Foyer zu diskutieren, einander kennenzulernen oder sich gegenseitig in ihren Ideen zu ergänzen. Viel zu wenig Zeit?
Reger Austausch mit und unter den Projektteilnehmern
Die Anwesenden nutzten sie jedenfalls und sprachen viel miteinander. Nicht nur die Projektteilnehmer untereinander tauschten sich aus, vielfach klinkten sich bereits angemeldete oder spontan erschienene Bürgerinnen und Bürger ein, sich zu erkundigen und eigene Gedanken einzubringen. Die Stellwand zum Projekt H10 – Elbe-Pools – etwa war ein Publikumsmagnet, auch weil dieses Vorhaben eine alte Dresdner Tradition in der nahen Zukunft neu beleben möchte. Schließlich war die Elbe in den 1920er und 1930er Jahren ein populäres Ausflugsziel mit seinen zig Badeanstalten direkt am Fluss. Michaela Ziegenbalg stand Rede und Antwort: „Die technische Lösung zur Umsetzung haben wir jetzt noch nicht entwickelt, das Projekt muss ja auch erst reifen. Aber wir kennen solche Projekte aus anderen Städten mit Flussverläufen, wo verschiedene technische Lösungen genutzt werden.“ Wasserstand, Gefahren, der Schiffsverkehr – all das haben Frau Ziegenbalg und ihre Mitstreiterinnen im Hinterkopf und wollen Lösungen dafür in den kommenden Wochen anbieten.
Weiter landeinwärts könnte das autofreie Leben [E10] etabliert werden, wenn es nach Projektteilnehmer Falko Jähnich ginge: „Wir haben uns gedacht, dass wir in Dresden ein autofreies Quartier entwickeln können, was es noch nicht in Dresden gibt. Ein Neubauquartier haben wir dafür vorgesehen, welches im Vorfeld autofrei geplant wird. Spannender finde ich aber, eine solche Idee für bereits bestehende Quartiere umzusetzen.“ Weniger Lärm und Dreck, eine Entschleunigung im Alltag, die Neuplanung von Kiezen, um lokale Einkaufs- und Kulturmöglichkeiten zu schaffen – unterm Strich die Erhöhung der Lebensqualität. Viele Ideen dieses Projekts weist Schnittpunkte mit Vorhaben wie „Sieben Tage… autofrei“ [E4“], „Zusammenführung von bestehenden Strukturen“ [B11] oder die „Öffentliche Mobilität auf der Letzten Meile“ [E6] auf, weshalb der Austausch untereinander nicht überraschend kam.
Die Gegenwart als Fundament für die Zukunft
Die Identität und das historische Bewusstsein Dresdens möchte Gabi Kontor mit „Name-Stadt-Land“ stärken. Die Idee dazu kam ihr, da sie in anderen Städten als Touristin oft auf Entdeckertour auf eher unbekannten Pfaden unterwegs war und ihre internationalen Dresdner Gäste sich öfter danach erkundigten, was es denn eigentlich abseits der historischen Altstadt in Dresden noch zu sehen gibt. „Die Innenstadt kennt man ja– was es aber noch zu erleben gibt, alte Stadt- und Dorfkerne, Denkmäler etwas außerhalb der Stadt – begeistert die Leute oft.“ Ob die Erschließung neuer Wanderwege durchs unbekannte Elbflorenz durch die Anbringung von Wanderschildern, QR-Codes oder durch eine App umzusetzen wäre, das war noch offen. Und wurde natürlich ebenfalls diskutiert.
Die Zeit reichte nicht aus, um allen Projekten gebührende Zeit zu widmen, wer aber will, kann im Katalog hier auf der Webseite stöbern.
Ein nächster Schritt Richtung Zukunftsstadt
Meiner Auffassung nach war der Austausch ein voller Erfolg für Bürgerinnen und Bürger einerseits und die Stadtverwaltung andererseits. Konstruktiv, lebendig und nah an den Vorstellungen der Dresdner – perfekter hätte es nicht laufen können. Das Ende war diese Konferenz für die Zukunftsstadt nicht, die neu entfachte Dynamik soll in die nächsten Monate und die dann stattfindenden Workshops getragen werden, wenn die Projektteilnehmer die nächsten konkreten Schritte planen. Auf dem Weg zum nächsten Meilenstein.
Dieser Gastbeitrag stammt von Daniel Wendorf. Der 31-Jährige ist seit zehn Jahren Dresdner Bürger und studierte Geschichte, Soziologie sowie Politikwissenschaften an der TU Dresden. Derzeit forscht Daniel zur Flüchtlingsbewegung nach 1945.
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