Zukunftsstadt-Projekt „Die Woche des guten Lebens“ wünscht sich eine autofreie Neustadt
Ein Stadtteil, durch den keine Autos mehr fahren? Das ist die große Vision vom Zukunftsstadt-Projekt „Autofreie Zukunftsstadt – Die Woche des guten Lebens“.
Die Akteure von „Die Woche des guten Lebens“ wählten den Stadtteil Äußere Neustadt aus, dessen Bewohnerinnen und Bewohner vielleicht für einen Tag oder besser eine Woche auf ihre Autos verzichten sollen, können, dürfen. Im Rahmen des Projektes und im besten Fall auch später in Form eines Reallabors ist es das Ziel der Verantwortlichen, den Stadtteil für den privaten Autoverkehr zu sperren. Zugleich sind die Anwohnenden aufgerufen, den gewonnenen Raum zu nutzen. Dort, wo sonst Fahrzeuge parken, könnten Tischtennisplatten aufgestellt oder könnte die Freizeit gemeinschaftlich verbracht werden. Es ist den Menschen überlassen, wofür sie die neuen Freiräume verwenden.
Praktisches Forschungsvorhaben
Anna Betsch vom Reallabor-Team betont, dass „Die Woche des guten Lebens“ ein Forschungsvorhaben ist, bei dem diese Vision praktisch getestet werden soll. „Wenn sich herausstellt, dass die Menschen in der Neustadt noch nicht soweit sind, sieben Tage auf ihr Auto zu verzichten, ist das in Ordnung. Dann müssen wir wohl weiter das Bewusstsein fördern.“ Die Leute könnten aber einmal testen, wie es wohl ist, ohne ein Auto zu leben. Dazu müsste der private, motorisierte Autoverkehr konsequent verbannt werden – erst einmal temporär, versteht sich.
Bevor Anna, Rosi, Julia, Falko, Benjamin, Uta, Ralf und Werner auf „Die Woche des guten Lebens“ kamen, besuchten sie teils unabhängig voneinander diverse Workshops und bastelten an ihren eigenen Projekten. Der eine probierte sich an „Autofreies Leben“, der andere an „Sieben Tage autofreie Neustadt“. Wieder welche spielten mit dem Gedanken, Straßen der Stadt temporär in ein Wohnzimmer für Familien zu verwandeln. Und ein anderer bemühte sich unabhängig vom Zukunftsstadt-Prozess mit der Bürgerinitiative „Autofreie Luisenstraße“, ein „gutes Lebens“ in der Neustadt zu etablieren. Als man sich zusammensetze und darüber nachdachte, die Kräfte zu bündeln und ein gemeinsames Projekt durchzuziehen, war der erste Schritt getan. Es kam ein Treffen mit Davide Brocchi im Zuge seines Vortrages am IÖR im November 2017 dazu, der vor einigen Jahren in Köln den „Tag des guten Lebens“ initiierte und aktuell versucht, in Berlin einen autofreien Tag anzustoßen. Motiviert von diesem „Meet & Greet“ entstand ein konkretes Bild im Kopf der Beteiligten und der Wunsch, zusammen „Autofreie Zukunftsstadt – Die Woche des guten Lebens“ umzusetzen.
Ein Netzwerk entsteht
Anna, die vor rund einem Jahr von Göttingen nach Dresden zog, ist positiv gestimmt und glaubt an den Erfolg des Projekts – auch unabhängig davon, ob es „Die Woche des guten Lebens“ in die dritte Phase des Zukunftsstadt-Prozesses schafft: „Wir sind bereits dabei, ein Netzwerk mit verschiedenen Akteuren innerhalb der Neustadt und stadtteilübergreifend aufzubauen, um die Idee weiterzutragen. Wir hoffen, dass wir damit genügend symbolisches Kapital erreichen, damit wir später einen autofreien Tag oder gar eine Woche ‚durchdrücken‘ können. So ähnlich, wie es Agora in Köln mit dem ‚Tag des guten Lebens‘ in wechselnden Stadtteilen jedes Jahr schafft. Sowas stellen wir uns auch für Dresden vor.“ Und am Ende steht die Vision der autofreien Stadt!
Anna weiter: „Ich hoffe mal, dass wir gute Chancen haben. Zumindest trifft es nach dem Dieselabgasskandal und den hohen Stickoxidwerten in der Luft einen Nerv. Mehr und mehr Menschen sind bereit auszuprobieren was passiert, wenn man die Autos aus der Stadt hält.“ Trotzdem braucht es auch Unterstützung seitens der Politik. Zumindest in der Vergangenheit waren einige Parteien ähnlichen Ansätzen gegenüber nicht abgeneigt.
Der Projektantrag wurde pünktlich abgegeben, nun wartet das Team auf die Ergebnisse der Jury. Doch es wird längst weitergedacht. Derzeit ist ein erstes Treffen mit allen Gruppen und Initiativen geplant, die sich ebenfalls für ein autofreies Dresden einsetzen. Zusammen soll eine Perspektive für die Zeit nach dem Reallabor entwickelt werden.
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